Selbstschutz vor Gefühlen kann für unsere Beziehungen hinderlich sein. Andererseits kann er uns auch warnen und sich in bestimmten Situationen als sinnvoll erweisen. Wie Du Deinen Selbstschutz vor Gefühlen besser einordnen und zukünftig anders betrachten kannst, erklärt Dir dieser Artikel. Du erhältst darin 13 wirksame Tipps, die Du direkt ausprobieren kannst.

 

Tipp 1:

Betrachte Deinen Selbstschutz vor Gefühlen als Kompass

 

Wie die Worte schon sagen, möchte Dein Selbstschutz vor Gefühlen Dich vor Gefahren bewahren und Dir unangenehme Situationen ersparen. Er springt nämlich genau dann an, wenn Du etwas erlebst, das Dein Gehirn mit vergangenen Erlebnissen abgleicht und als „gefährlich“ einstuft. Sogleich fährt die emotionale Mauer des Selbstschutzes in Dir nach oben und schottet Dich vor der vermeintlichen Gefahr ab.

Dabei entsteht folgende innere Konfliktsituation:

Dein inneres Alarmsystem orientiert sich an Situationen, die womöglich noch aus der Zeit stammen, als Du klein und entsprechend schutzbedürftiger warst. Es erkennt nicht, dass Du inzwischen erwachsen geworden bist und weitaus mehr Möglichkeiten hast, um gut auf Dich aufzupassen.

Daher zieht Dein innerer Selbstschutz vor Gefühlen die emotionale Mauer unbewusst höher, als es inzwischen vielleicht notwendig oder sinnvoll wäre.

 

Tipp 2:

Erkenne die gute Absicht

 

Dein Selbstschutz vor Gefühlen versucht also nur in Deinem Sinne zu handeln.

Gleichzeitig schottet Dich diese innere Mauer jedoch auch davon ab, neue Erfahrungen zu machen und Deine Gefühle vollständig auszudrücken. Auf eine gewisse Weise bist Du somit isoliert und kannst nicht das erleben, was Du Dir vielleicht wünschen würdest.

Indem Du anerkennst, dass Dein Selbstschutz vor Gefühlen eine gute Absicht hat, bringst Du Entspannung in Deine Ausgangsposition.

Versuche nicht, Deinen Selbstschutz aufzugeben und Dich für etwas zu überwinden, bei dem Deine inneren Alarmglocken läuten. Betrachte Deinen Selbstschutz vor Gefühlen vielmehr als einen wohlwollenden Freund, der Dir treu zur Seite steht.

Wie ein Kompass zeigt er Dir in bestimmten Situationen an, dass Du jetzt besonders aufmerksam sein und Dich um Deine Bedürfnisse kümmern solltest.

 

Tipp 3:

Beobachte, welche Beziehungsdynamiken Dir gut tun

 

Vielleicht ist Dir einmal aufgefallen, dass nicht jede Person Deinen Selbstschutz vor Gefühlen aktiviert. Manche Menschen lösen ihn gar nicht aus, weil Du Dich bei ihnen sehr sicher und geborgen fühlst. Sie  verhalten sich so, dass es keinen Anlass für Deinen Selbstschutz vor Gefühlen gibt, aktiv zu werden.

Andere Menschen hingegen können mit nur wenigen Worten oder Handlungen Deinen Selbstschutz vor Gefühlen aktivieren und Dich in Sekundenschnelle ganz aus dem Häuschen bringen.

Mit diesen Menschen kannst Du einerseits viel lernen, andererseits können diese Beziehungen auch viel Anstrengung mit sich bringen und eine große Herausforderung darstellen. Sei Dir über Folgendes bewusst:

Du selbst entscheidest, mit wem Du Deinen Weg gehen willst.

Im Hinblick darauf kannst Du Dir folgende Fragen stellen:

  • Wer tut Dir in Deinem Leben gut?
  • Wer bringt Dich weiter?

Du selbst hast die Wahl, welche Kontakte Du gerne intensivieren und welche Du lieber zurück schrauben magst.

 

Tipp 4:

Lasse Kontakte los, die Dir nicht gut tun

 

Was, wenn Du feststellst, dass bestimmte Menschen Dir immer wieder nicht gut tun? Wenn Du einfach keine positive Veränderung in Eurer Beziehungsdynamik herbei führen kannst?

In diesem Fall kannst Du Dir überlegen, ob Du diese Kontakte so weiter führen möchtest. Frage Dich beispielsweise:

  • Welche Veränderung in dieser Beziehung würde Dir Erleichterung bringen?

Dann setze Dich dafür ein.

Manchmal hilft es bereits, die Beziehung lockerer zu gestalten, indem Du etwas mehr Abstand zu der jeweiligen Person einnimmst.

Auch kann es sinnvoll sein, die Kontaktdichte ein wenig herunter zu schrauben. Wenn Du merkst, dass Du noch mehr Abstand benötigst, kann es in manchen Fällen erleichternd sein, den Kontakt ganz los zu lassen. Entscheide selbst, was für Dich stimmig ist.

 

Tipp 5:

Stärke Dein Selbst

 

Je mehr Du auf gesunde Weise Dein Selbst stärkst und Dich selber lieben lernst, umso leichter fällt es Dir, in Beziehungen souverän zu agieren.

Du lernst dadurch unabhängiger in Deinen Beziehungen zu werden, weil Du selbst stark dafür sorgst, dass es Dir gut geht. Dies nimmt eine große Last von Deinen Mitmenschen und macht Dich sehr attraktiv.

Um genauer zu verstehen, was ich damit meine, gebe ich Dir jetzt ein Bild dazu an die Hand:

Stell Dir einfach mal ein Paar vor, dass Du beim Spazieren gehen etwa 20 Meter vor Dir laufen siehst. Beide Personen stützen sich dabei stark aufeinander ab. Dies lässt die zwei nur sehr langsam vorwärts kommen. Zudem sind sie permanent damit beschäftigt, sich gegenseitig auszubalancieren, um nicht umzufallen. Was glaubst Du, wie sich die beiden auf diesem Weg fühlen werden?

Bitte stelle Dir jetzt in der zweiten Variante ein Paar vor, bei dem jeder der beiden Partner gerade stehen und frei gehen kann. Eng verbunden laufen sie nebeneinander her. Ein jeder von ihnen kann für sich stehen, beim Gehen behindern sie sich in keiner Weise. Was denkst Du, wie diese zwei Menschen sich auf ihrem gemeinsamen Weg fühlen mögen?

Ich hoffe, dass dieses Bild Dir verdeutlichen kann, wie sehr jede gesunde Beziehung davon profitieren wird, wenn Du selbst gerade stehen und für Dich gehen kannst.

Erst dann wird es nämlich möglich, mit Leichtigkeit einen gemeinsamen Weg zu beschreiten und sich dabei gegenseitig zu bereichern.

 

Tipp 6:

Wisse, was Du willst und lebe es

 

Je besser Du weißt, was Du in Deinen Beziehungen zu anderen Menschen genau leben willst, umso klarer kannst Du Deine Kontakte gestalten und genießen.

Ebenso fällt es Dir auf diese Art leichter, eine klare Kommunikation zu pflegen. Damit wird es auch einfacher, mehr von dem zu bekommen, was Du Dir wirklich wünschst.

Und noch etwas: Eine klare Positionierung kann manchmal auch die Entdeckung hervor bringen, dass Dein Gegenüber etwas ganz anderes möchte, als Du selbst.

Auch diese Erkenntnis ist letztlich ein Gewinn.

Denn jetzt kann jeder von Euch schauen, wie er mit dieser Entdeckung umgehen möchte. Die Bedürfnisse liegen nun zumindest offen auf dem Tisch und ein jeder von Euch weiß, was das Gegenüber gerne möchte.

 

Tipp 7:

Gehe in Deinem eigenen Tempo

 

Wenn Du den Selbstschutz vor Gefühlen besonders stark wahrnimmst, sobald Du einen neuen Menschen kennenlernst, achte darauf, diese neue Beziehung in Deinem Tempo aufzubauen.

Überstütze nichts. Taste Dich an den anderen heran, wie es sich für Dich passend und gut anfühlt.

Gib Dir und Deinem Gegenüber Zeit, Euch in Ruhe kennen zulernen. Dabei musst Du Dich nicht verbiegen oder Hals über Kopf in etwas hineinstürzen, was sich für Dich (noch nicht) so sicher anfühlt, dass Dein Selbstschutz vor Gefühlen sich entspannen kann. Ein Mensch, der wirkliches Interesse an Dir hat, wird dies verstehen und eine Portion Geduld für Dich aufbringen können.

 

Selbstschutz vor Gefühlen richtig einordnen

 

Tipp 8:

Erkenne, dass andere lediglich die Auslöser Deiner Gefühle sind

 

Andere Menschen können ganz schön heftige Gefühle in uns auslösen. Sehr leicht passiert es dann, dass wir unser Gegenüber für diese Gefühle, die wir gerade erleben, verantwortlich machen. Wir schieben dem anderen die Schuld dafür in die Schuhe, dass es uns schlecht geht.

Fakt ist jedoch, dass unser Gegenüber in der Regel zwar der Auslöser, nicht jedoch der Verantwortliche für unsere Gefühle ist. Auch, wenn es manchmal bitter erscheint und wir es ganz und gar nicht hören mögen:

Verantwortlich für unsere Gefühle sind wir selbst.

Es ist unser Kopfkino, das uns diese Gefühle mitunter wieder und wieder beschert. Es sind vor allem unsere Interpretationen, Erfahrungen und Erinnerungen an frühere Situationen, die das in uns auslösen, was wir fühlen und immer wieder auf den Plan rufen.

Unsere Ist-Situation wird somit stark von unserer Vergangenheit beeinflusst.

Du hast jedoch die Möglichkeit, eine neue Wahl zu treffen.

Gelingt es Dir, diesen Punkt zu verinnerlichen, kannst Du die Verantwortung für Deine Gefühle zu Dir zurück nehmen.

Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Du kannst es jedoch erlernen und somit ein neues Level der Reife in Deinen Beziehungen erleben. Das Drama in Deinen Verbindungen wird dadurch geringer, Dein innerer Frieden größer.

Wie aber lässt sich sowas realisieren?

 

Tipp 9:

Lerne, mit Deinen Gefühlen umzugehen

 

Indem Du lernst, mit Deinen Gefühlen umzugehen, wird es Dir gelingen, Deine Beziehungen auf ein neues Level zu heben.

Du stärkst somit nicht nur Dein Selbstvertrauen, sondern kannst Deine positive Gestaltungsmacht in all Deinen Beziehungen nutzen.

Mache Dir Folgendes bewusst:

Es ist noch niemand an einem Gefühl gestorben, sondern höchstens an den Handlungen, die dieses Gefühl daraufhin ausgelöst hat.

Eine große Erleichterung erfährst Du, wenn Du Dir aneignest, Deine Gefühle wahr zu nehmen und Du Dich gleichzeitig nicht mehr so abhängig von ihnen machst.

 

Tipp 10:

Entdecke die Bedürfnisse unter Deinen Gefühlen

 

Deine Gefühle weisen Dich auf Deine Bedürfnisse hin.

Sie sind es, die erfüllt werden wollen. Unerbittlich verlangen sie nach Deiner Aufmerksamkeit, wenn Du stark mit unangenehmen Gefühlen konfrontiert wirst.

Da Deine Bedürfnisse sozusagen „unter“ Deinen Gefühlen liegen, ist es manchmal jedoch gar nicht so leicht, sie klar wahr zu nehmen. Auch das kannst Du jedoch lernen und üben.

Die große Kunst dabei liegt darin, Deine Gefühle wahrzunehmen ohne sie zu bewerten.

Du nimmst dabei wahr, was gerade ist und lässt das Gefühl sozusagen durch Dich hindurch rauschen.

Dann kannst Du Dich fragen: Welche Bedürfnisse habe ich gerade?

Sobald Du heraus gefunden hast, welches Bedürfnis bei Dir gerade unbedingt gestillt werden will, kannst Du Dich viel besser aktiv darum kümmern und flexiblere Lösungen finden.

 

Tipp 11:

Überprüfe Deine Gedanken

Unsere Gefühle werden sehr stark von unseren Gedanken bestimmt.

Es ist daher sinnvoll, Deine Gedanken zu überprüfen, wenn Du mit schwierigen Gefühlen zu kämpfen hast.

Du kannst Dich dazu fragen:

  • Welche Überzeugungen tauchen gerade in Dir auf?
  • Entsprechen sie der Wahrheit oder sind sie eine Folge Deiner Interpretationen?

Indem Du diesen Fragen auf die Schliche kommst, kannst Du viel Ordnung in das Chaos Deiner Gedanken und Gefühle bringen.

Wie Du negative Gedanken loswerden kannst, erfährst Du außerdem in diesem Artikel.

 

Tipp 12:

Arbeite daran, ungünstige Beziehungsdynamiken zu verändern

 

Du hast inzwischen erfahren, dass wir mit manchen Menschen Dynamiken in Beziehungen leben, die ungesund sind und uns nicht gut tun.

Du kannst diese Dynamiken verändern, indem Du Deine innere Haltung, Deine Gedanken und Dein Handeln veränderst.

Wenn Du Deine Interaktion anders gestaltest, verwandelt sich in der Regel auch das Verhalten Deines Gegenübers.

Frischer Input bringt sozusagen neuen Output.

Nutze diese Möglichkeit und arbeite aktiv daran, die Beziehungsdynamiken zu verändern, die Dir wirklich am Herzen liegen.

Du hast hier viel mehr Möglichkeiten, als es Dir jetzt vielleicht bewusst ist.

Oftmals fehlt uns einfach nur das Wissen darüber, wie wir diese Dynamiken positiv beeinflussen können.

Du kannst jedoch jederzeit erlernen, positive Veränderungen herbeizuführen und Konflikte zu lösen. Diesen Weg musst Du nicht alleine gehen.

 

Tipp 13:

Suche Dir einen Mentor

 

Nutze die zahlreichen Angebote aus den verschiedenen Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung wie Coaching, Mediation oder Therapie, um Dich aktiv weiterzuentwickeln.

Eigne Dir hierüber das Wissen und die Fähigkeiten an, die Du brauchst, um Deine Beziehungen positiv gestalten zu können.

Je besser Du Dich selbst und die Dynamik in Beziehungen verstehst, umso mehr kann sich Dein Selbstschutz vor Gefühlen abbauen. Du erfährst hierdurch mehr Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit. Es fällt Dir leichter Nein zu sagen und richtig Grenzen zu setzen. Dadurch erlangst Du mehr Spielraum in Deinen Beziehungen. Du kannst diese vertiefen ohne Dich zu verbiegen.

Dadurch gewinnst Du nicht nur mehr Entspannung, sondern eine deutlich bessere Lebensqualität. Von dieser profitierst Du jeden Tag und in jedem Kontakt. Du kannst Deine Beziehungen so mit mehr Leichtigkeit und Tiefe leben. Ein Rückzug in der Beziehung muss nicht mehr sein, um Deine Bedürfnisse zu erfüllen.

In diesem Sinne hoffe ich, dass ich Dich mit diesem Artikel dazu inspirieren kann, das Thema Selbstschutz vor Gefühlen mit Neugier, Offenheit und einer Portion Leichtigkeit anzugehen.

Zu dem Beitrag inspiriert hat mich übrigens eine liebe Kundin, die sich das Thema von mir gewünscht hatte.

Ihr wie Dir wünsche ich jetzt viel Spaß beim Ausprobieren der Tipps!

Carpe Diem

 

 

P.S.: Bitte lasse mich im Kommentar wissen, was Dich zum Thema Selbstschutz in Gefühlen besonders interessiert!