Möchtest Du gerne besser Nein sagen lernen? Übungen wie Du sie im nachfolgenden Artikel findest, erleichtern es Dir, diese Herausforderung zu meistern. Denn für viele Menschen ist Nein sagen nicht leicht. Oft steckt dahinter die Sorge, niemanden enttäuschen oder gar vergrämen zu wollen.
Was manch einem dabei allerdings nicht klar ist, zeigt die folgende Frage:
Hast Du Dir schon einmal bewusst gemacht, wie oft Du Dich selbst enttäuschst, indem Du nicht Nein sagst, obwohl es für Dich gerade angemessen wäre?
Dieser Artikel leitet Dich darin an, wie Du Nein sagen lernen, Übungen dazu direkt umsetzen und selbstbewusster in Entscheidungssituationen auftreten kannst.
Nein sagen zu können ist nämlich eine der wichtigsten Fähigkeiten in der heutigen Zeit.
Allein schon deshalb, weil wir heutzutage – wie niemals zuvor in der Geschichte – überflutet werden von Möglichkeiten und Verlockungen. Dies merkst Du vermutlich bereits an den ganz kleinen Dingen in Deinem Alltag, wie zum Beispiel dem Gebrauch Deiner sozialen Netzwerke. Wenn Du hier nicht irgendwann aktiv Nein zu den fortlaufenden Infos und Beiträgen auf Facebook und Co. sagst, kannst Du mühelos Deinen ganzen Tag auf diesen Plattformen „verdaddeln“.
Vermutlich wird es Dir kein gutes Gefühl bereiten, wenn Dir dann irgendwann auffällt, wie sehr Du Dich hast ablenken lassen und Du Dir eingestehen musst, jetzt mitnichten das geschafft zu haben, was Du eigentlich noch gerne erledigen wolltest.
Genau das Gleiche geschieht, wenn Du Dich anderen Menschen gegenüber nicht sinnvoll abgrenzen kannst. Vielleicht bist Du ein Typ, der ebenso gerne hilft wie für andere da ist. Das ist fantastisch, solange Du genauso gut auch für Dich selbst und für die Erfüllung Deiner Bedürfnisse präsent bist und eintrittst.
Achte auf Bedürfnisse
Selbstverständlich gilt es hierbei immer wieder auch Zugeständnisse anderen gegenüber zu machen. Denn würden wir nur nach uns und unseren Bedürfnissen schauen, könnten wir nur schwer mit anderen zusammen sein, zusammen leben oder produktiv zusammen arbeiten.
Wovon ich hier spreche, ist die Kunst, eine Balance herzustellen zwischen der Erfüllung Deiner eigenen Bedürfnisse und der Deiner Mitmenschen. So lange Du dafür sorgst, dass diese Seiten beide bedient werden, wirst Du Dich mit großer Wahrscheinlichkeit insgesamt wohl fühlen.
Vernachlässigst Du hingegen immer wieder Deine eigenen Bedürfnisse, um die Bedürfnisse anderer darüber zu stellen, so wirst Du – zumindest langfristig gesehen – einen hohen Preis dafür bezahlen müssen.
Dies äußert sich häufig so: Ein unangenehmes Gefühl macht sich in Dir breit, nachdem Du in etwas einwilligt hast, was eigentlich gar nicht stimmig für Dich ist. Oft bemerken wir daraufhin körperliche Symptome, wie einen Knoten im Hals oder eine Verspannung, die sich plötzlich im Rücken bemerkbar macht. Vielleicht dreht sich Dir – bildlich gesprochen – auch der Magen um, er drückt oder kneift vielleicht.
Deine Körpersignale weisen Dir den Weg
Manchmal zeigt sich auch einfach ein allgemeines Unwohlsein nach unserer Zustimmung zu etwas, was eigentlich unser Nein verdient gehabt hätte.
Die Tragik dabei: Übergehen wir wieder und wieder unsere Bedürfnisse, sinkt nicht nur unser Energiepegel enorm, sondern zunehmend auch unsere Selbstachtung.
Dies ist uns oftmals gar nicht bewusst. Dennoch findet es – wenngleich unbewusst – statt, denn indem wir uns so verhalten, missachten wir uns selbst und unsere Bedürfnisse. Diese kontraproduktive Verhaltensweise kann sich wie oben beschrieben unmittelbar körperlich äußern.
Innerlich fühlen wir uns dabei häufig unter Druck gesetzt oder werden anderen gegenüber emotional empfindlich. Dies kann sich beispielsweise bemerkbar machen, indem wir leicht reizbar gegenüber unserem Gesprächspartner sind oder ihm – oft auch unbewusst – aus dem Wege gehen. Mit diesen Verhaltensweisen versuchen wir uns in der Regel vor weiteren Grenzüberschreitungen zu schützen.
Wenn wir hingegen lernen, Nein zu sagen, wenn wir Nein meinen oder Nein brauchen, können wir insgesamt entspannter agieren.
Nein sagen lernen | Übungen für die sofortige Anwendung
Die folgenden Übungen zeigen Dir, wie Du dies erreichen kannst:
Übung 1:
Mache Dir bewusst, dass es Dein Job ist, Grenzen zu setzen
Im letzten Abschnitt habe ich beschrieben, dass wir uns unbewusst häufig diverse Schutzverhaltensweisen aneignen, um weitere Grenzüberschreitungen für uns zu vermeiden. Dabei könnten wir es viel einfacher haben, indem wir beispielsweise rechtzeitig Nein sagen. Grenzen wir uns nämlich genau dann ab, wenn es für uns passend ist, erübrigen sich die unbewussten Schutzmaßnahmen. Zudem stärken wir unseren Selbstrespekt, was eine weitreichende positive Wirkung auf alles Andere hat.
Indem Du also vollständig anerkennst, dass es Deine Verantwortung ist, Deine Grenzen rechtzeitig zu erkennen und zu wahren, vollziehst Du einen machtvollen inneren Schritt.
Ab diesem Moment wirst Du aktiv agieren statt passiv zu reagieren. Du wechselst sozusagen von der Rolle des Opfers in die Rolle des eigenverantwortlichen Gestalters Deines Lebens. Damit kommst Du in eine vollkommen andere, sehr kraftvolle Energie. Dies führt dazu, dass Du entsprechend anders auch von Deinem Umfeld wahr genommen werden wirst.
Übung 2:
Nimm Dir Zeit und höre in Dich hinein
Je besser Du mit Dir verbunden bist und Deine Körperempfindungen wahr nimmst, umso leichter und schneller kannst Du den für Dich richtigen Weg finden.
Sollte Dir dies schwer fallen, so übe einfach immer und immer wieder bei Dir zu sein. Durch die stete Wiederholung wirst Du Dich immer besser kennen lernen und immer zügiger bei Dir ankommen können. Wenn Du Dir unsicher bist, ob etwas für Dich stimmig ist oder nicht, räume Dir in Deinem Interesse etwas Zeit ein und nutze diese, um Dich zurück zu ziehen. Dann horche aktiv in Dich hinein.
Manche Menschen haben eine alltägliche Meditationspraxis in ihrem Leben etabliert, um das In-sich-hinein-hören kontinuierlich zu üben. Dies ist sicherlich sinnvoll und erzielt nachhaltige Effekte. Du kannst Dich jedoch auch situationsbedingt zurück ziehen, wenn Du es gerade brauchst. Vermutlich wirst Du dabei erkennen, wie gut Dir dieser Rückzug tut und Deine persönlichen Reflexionszeiten in Deinem Alltag eigeninitiativ erweitern.
Wichtig ist, dass Du Dir diesen Schritt überhaupt einräumst. Du musst nicht immer und sofort eine Antwort auf Dir gestellte Bitten und Fragen wissen oder eine Zu- bzw. Absage geben. Es ist genauso legitim, wenn Du die Option vorab für Dich prüfst und Dich anschließend bei Deinem Gegenüber meldest.
Wenn Du diese Vorgehensweise anwendest und häufiger praktizierst, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit ein weiterer positiver Effekt einstellen:
Dein Selbstvertrauen wird wachsen. Denn unser Selbstvertrauen vergrößert sich immer dann, wenn wir tatsächlich erleben, dass wir uns selbst vertrauen können.
Indem wir durch das aktive In-uns-hinein-horchen üben, die für uns richtigen Entscheidungen zu treffen, machen wir die Erfahrung, dass wir zunehmend besser für uns selbst sorgen können. Dieses Erleben erlaubt daraufhin unserem ganzen System mehr und mehr zu entspannen.
Übung 3:
Entscheide Dich für Dich – oder ganz bewusst für den anderen
Im Leben geraten wir immer wieder in Situationen, in denen wir nicht umhin kommen, jemanden zu enttäuschen. Dann stellt sich schlicht die Frage: Ist dieser jemand der bzw. die andere oder enttäusche ich mich gerade lieber selbst?
Diesen Punkt gilt es immer wieder abzuwägen und in jeder Situation neu zu entscheiden.
Abgesehen davon lassen sich manchmal auch ganz ungeahnte Lösungen finden, sofern wir unserem kreativen Denken freien Lauf lassen und offen für weitere Lösungen sind. Ich will Dir hierzu ein Beispiel geben, um zu verdeutlichen, was genau ich hiermit meine:
Vor einigen Wochen geriet ich selbst in eine Situation, in der ich weder mich, noch eine gute Freundin von mir enttäuschen wollte. Ebenso wie ihr Mann lag sie fiebrig im Bett. Beide hatte eine richtig dicke Erkältung erwischt, so dass sie sich nur schlecht um ihre einjährige Tochter kümmern konnten. Daher bat sie mich, ob ich auf die Kleine für ein paar Stunden aufpassen könne. Weil ich diese Zeit leider nicht aufbringen konnte, der Freundin jedoch sehr gerne helfen wollte, überlegte ich, welche weiteren hilfreichen Möglichkeiten mir einfielen.
Manchmal finden sich ungeahnte Lösungen
Ich recherchierte, welche unterstützenden Dienste es für derartige Situationen in Berlin gibt und fragte Bekannte, die aktuell selbst kleine Kinder haben, um Rat bzw. ob sie mir einen Babysitter empfehlen könnten. Die entsprechenden Infos leitete ich meiner Freundin zügig weiter, die über diesen Weg eine sehr gut zu ihnen passende Babysitterin fand. Da sie sogar gleich bei meinen Freunden um die Ecke wohnt, konnte sie sehr kurzfristig die Kinderbetreuung übernehmen und meine kranken Freunde prompt entlasten. Seitdem betreut sie regelmäßig das Kind meiner Freundin, weil sich alle so gut verstehen.
Wenngleich ich also dem eigentlichen Wunsch meiner Freundin definitiv nicht nachkommen konnte, so konnte ich ihr dennoch auf ganz andere Weise helfen ohne meine eigenen Belange dabei zu vernachlässigen.
Ich möchte Dich mit diesem Beispiel dazu ermuntern, in einer zukünftigen Situation, in der Du ein Nein aussprechen musst, obwohl Du gerne Ja sagen würdest, nach weiteren kreativen Möglichkeiten zu suchen. Nimm Dir einfach zehn Minuten Zeit und schreibe ungefiltert alles auf ein Blatt Papier, was Dir zur Lösung einfällt. Danach schaust Du, welche weiteren Schritte Du aus Deiner Sammlung sofort umsetzen kannst und schreitest direkt mit dem ersten Punkt zur Tat. Viel Spaß dabei und jede Menge gute Ideen!
Übung 4:
Verzichte auf Rechtfertigungen
Einige Menschen führen zahlreiche Rechtfertigungen an, wenn sie ein Nein aussprechen müssen. Lang und breit erklären sie dann sämtliche Gründe, warum es jetzt zu diesem Nein kommt. Diese sind oftmals jedoch nicht relevant für das zuhörende Gegenüber und strapazieren daher eher dessen Geduld.
Davon abgesehen machst Du Dich durch das Aufzählen Deiner Verhinderungsgründe unnötig angreifbar. Wenn Dein Gegenüber nämlich ein gut organisierter bzw. kommunikativ starker und lösungsorientiert denkender Mensch ist, könnte es passieren, dass Du von ihm daraufhin zahlreiche Tipps erhältst, wie Du Deine Herausforderungen so meistern kannst, dass Dein Nein gänzlich überflüssig wird. Voraussichtlich gerätst Du dadurch in einen noch größeren Rechtfertigungsdruck, um an Deinem Nein festhalten zu können.
Alternativ hierzu gibt es einen weitaus einfacheren und effektiveren Weg, um Nein zu sagen:
Spreche Dein Nein aus und rechtfertige Dich nicht dafür.
Eine derart klar formulierte Aussage kann meistens gut von anderen angenommen werden. Wirst Du daraufhin mit der Frage „Warum nicht?“ konfrontiert, so kannst Du freundlich erwidern, dass es einfach nicht passend für Dich ist und Dir leid tut. Probiere diese schlichte Art Nein zu sagen einfach einmal aus! Du wirst Dich wahrscheinlich wundern, wie einfach Nein sagen sein kann.
Übung 5:
Wozu sagst Du Ja, wenn Du Nein sagst?
Wenn es Dir immernoch schwer fällt, Nein zu sagen, so frage Dich bei nächster Gelegenheit, wozu Du andererseits Ja sagst, wenn Du nun ein Nein aussprichst!
Tatsächlich ist es nämlich so, dass ein Nein immer auch ein Ja zu etwas anderem beinhaltet.
Indem Du Dir bewusst machst, was dieses Ja für Dich konkret bedeutet, wird es Dir viel leichter fallen, Dein Nein zu vertreten. Selbstverständlich kannst Du auch hier gerne wieder schriftlich brainstormen. Wenn Du die niedergeschriebenen Vorteile siehst, die Dein Nein beinhaltet, wird Dich dies in Deinem Entschluss und Deinem Auftreten festigen.
Nun hoffe ich, dass diese Übungen Dir eine gute Hilfestellung für das Nein sagen lernen bieten und wünsche Dir viel Erfolg beim Ausprobieren! Letztlich ist auch hier wieder die Anwendung in der Praxis das Entscheidende, ebenso wie ein fortwährendes Üben. Der Aufwand wird sich jedoch sehr für Dich lohnen, da Du Deine Souveränität im Nein sagen durch diese Übungen enorm steigern kannst. Insgesamt stellt es eine unabdingbare Fähigkeit dar, sinnvolle Grenzen setzen zu können. Eine klare Kommunikation wirkt dabei sehr unterstützend und ist gut erlenbar. Und:
Nur wer gut Nein sagen kann, kann auch aus vollem Herzen Ja sagen.
Das zumindest ist meine Erfahrung.
Wie siehst Du es? Ich freue mich, wenn Du mir Deine Meinung zum Thema Nein sagen lernen in den Kommentaren hinterlässt! Was funktioniert für Dich besonders gut in Bezug auf das Nein sagen und wo hast Du dabei Deine persönlichen Herausforderungen?
Herzliche Grüße
P.S.: Wenn Du gerne weiterhin über Neuigkeiten von mir informiert werden möchtest, trage Dich direkt hier in meinen E-Mail-Verteiler ein:
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Nun bin ich aber sehr froh, dass ich zuerst die Frühlingssonne genossen und dann doch noch den Artikel gelesen habe 🙂 Die Babysitterin ist immer noch wunderbar …
Ich kenne zwar die meisten Schritte und Überlegungen – wie oft bin ich dennoch nicht konsequent. Aber: Wir üben weiter! Danke fürs Erinnern und für die praktischen Tips auf den Weg.
Es freut mich sehr, dass mein Artikel Dich inspiriert hat und die Babysitterin weiterhin eine wunderbare Unterstützung ist! Völlig unerwartet hat sich so aus der anfänglichen Akutsituation offensichtlich eine nachhaltige Win-Win-Lösung für Euch und die Babysitterin ergeben, woraufhin ich gerade den Gedanken habe: Wie gut, dass ich damals so wenig Zeit hatte … 😉