Wie Du – auch ohne Worte – gehört wirst

 

„Ich fühle mich nicht gehört.“ Kennst Du diese Situation?

Du drückst etwas aus, was Dir wirklich wichtig ist und merkst, dass es bei Deinem Gegenüber keinerlei Gehör findet.

Dein Gesprächspartner geht nicht auf Dich ein, er macht nicht das, was Du willst oder Dir wünschst. Schlimmstenfalls versteht er Dich nicht einmal, ganz egal, wie gut Du Dich Deinem Empfinden nach erklärt hast. Vielleicht hast Du auch den Eindruck, er versteht Dich zwar, geht aber dennoch nicht auf Dein Anliegen ein.

Mhhhh. Das frustriert und kann ganz schön zermürbend sein.

Schauen wir uns jetzt einmal aufmerksam an, was in solch einer Situation genau geschieht, so können wir erkennen, dass wir den Schlüssel zur Lösung des Problems bereits in der Hand halten.

Versteckte Bedürfnisse erkennen

 

Wenn ich mich nicht gehört fühle, geht damit ein unerfülltes Bedürfnis einher, zum Beispiel das Bedürfnis nach Anerkennung. Ich wünsche mir also Anerkennung und trage diesen Wunsch an meinen Gesprächspartner heran.

Nun kann dieser nicht besonders viel mit meiner Anmerkung „Ich fühle mich nicht gehört“ anfangen. Vielleicht, weil es hier womöglich nicht nur um eine reine Aussage geht, sondern sich auch ein indirekter Wunsch darin verbergen könnte, wie: „Ich wünsche mir, dass Du mich hörst und mich verstehst.“

Jetzt passiert jedenfalls nicht das, was ich erwarten oder mir wünschen würde. Womöglich ist mein Gesprächspartner gerade stark mit eigenen (unerfüllten) Bedürfnissen beschäftigt und daher kaum in der Lage, bei mir zu sein.

Ist dies der Fall, so prallt mein Anliegen möglicherweise einfach am anderen ab. Dies ist sozusagen eine unbewusste Selbstschutzmaßnahme meines Gegenübers, denn wir alle haben eine gewisse, individuelle Kapazität, was unser Gefühlsmanagement betrifft.

Ist unser System stark mit dem Handling unserer eigenen Gefühle beschäftigt, so sind wir nicht mehr in der Lage, emphatisch auf die Belange eines anderen einzugehen.

Jetzt frustriert es mich also, dass meine Belange da draußen kein Gehör finden, sondern am Spielpartner abperlen, wie die Tropfen eines kühlen Herbstregens.

 

Knackpunkt: Die richtigen Fragen stellen

 

Nun kommt es extrem darauf an, wohin ich meinen Fokus fortan richte und welche Fragen ich mir nachfolgend stelle.

Die Versuchung ist in diesem Moment sehr groß, auf die Baustelle des anderen zu hüpfen, indem ich sein Verhalten analysiere oder bewerte. Alternativ habe ich die Möglichkeit, auf meiner eigenen Baustelle zu bleiben und mir diese genauer anzuschauen. In jedem Fall wird zu diesem Zeitpunkt eine Entscheidung getroffen, wohin sich ab jetzt die Aufmerksamkeit richten wird.

Wählst Du in diesem Moment, bei Dir zu bleiben, so eröffnen sich ganz neue Fragen, wie:

  • Habe ich meine Aussage „Ich fühle mich nicht gehört“ eigentlich in den passenden Raum gestellt?
  • Brauche ich es tatsächlich, dass mein Gegenüber mich hört?
  • Habe ich zuvor eigentlich mich selbst gehört? Oder womöglich überhört?

Ändere Deine Ausrichtung

 

Wie wäre es, wenn Du Deine Aussage „Ich fühle mich nicht gehört“ nun einmal in Deinen inneren Raum stellst und dort neugierig und behutsam nachklingen lässt? Dabei kannst Du Dir folgende Fragen stellen:

  • Was wäre, wenn Du selbst es bist, die sich nicht hört?
  • Und was, wenn Dich gar niemand da draußen hören KANN, solange Du Dich selbst nicht hörst?
  • Was passiert, wenn Du Dich einmal aufmerksam Dir selbst zuwendest und gespannt lauschst, was Du Dir zu der Situation zu sagen hast?

Das wäre doch einen Versuch wert! Was meinst Du?

Probieren geht unbedingt über Studieren! Und nicht nur das: Du gewinnst dabei eine ganze Menge, zum Beispiel Lebendigkeit … und noch viel mehr …

Dein Gewinn

 

Bist Du bereit, diesen Schritt zu machen, so nutzt Du die Gelegenheit, Dir selbst ein gutes Stück näher zu kommen. Du lernst Dich auf diese Weise noch besser kennen, vielleicht entdeckst Du bisher ungeahnte Aspekte oder Bedürfnisse in Dir und kannst über deren Integration (über Dich hinaus) wachsen. Deine Selbstliebe wird durch diesen Prozess gedüngt und einen förderlichen Wachstumsschub erfahren.

Vielleicht wirst Du auch mit schwierigen Gefühlen dabei konfrontiert, das kann gut möglich sein und ist nichts Schlimmes oder Ungewöhnliches, sondern eine natürliche Begleiterscheinung. Selbstverständlich kannst Du Dich in diesem Prozess auch jederzeit professionell begleiten lassen, beispielsweise von einem Therapeuten oder Coach Deiner Wahl.

Ob mit Begleitung oder im achtsamen Alleingang: Es ist eine wertvolle Erfahrung, sich diese Form von Selbstzuwendung zu gönnen und unangenehmen Gefühlen, die dabei zutage treten, den Raum zu geben, den sie benötigen, um schließlich wie Wolken weiter ziehen zu können.

Denn einerseits sind diese schwierigen Gefühle nicht nur höchst menschlich, sie sind andererseits auch ein extrem navigationsstarker Wegweiser für offensichtlich anstehenden Veränderungsbedarf. Sie wollen endlich gesehen bzw. gehört werden.

Nicht im Außen. Nicht von Anderen, sondern von Dir.

In Dir.

Kommen wir diesem Bedarf nach, sprich: Hören wir uns selbst emphatisch zu, so werden wir automatisch von allen anderen gehört.

Weißt Du, warum das so ist?

Nun, wenn Du Dich selbst wirklich hörst, wirst Du Dich sehr gut kennenlernen. Du wirst vermutlich mit Bedürfnissen konfrontiert, die Dir vielleicht gar nicht so klar oder bewusst waren. In dem Moment, wo Du Deine Bedürfnisse jedoch hörst, kannst Du Dich aktiv um sie kümmern. Du kannst sie annehmen, Verantwortung für sie übernehmen und schauen, was Du wirklich brauchst.

Wenn Du beginnst, emotional für Dich zu sorgen, wird sich automatisch Dein Handeln entsprechend ausrichten. Du wirst anders reagieren, als Du es früher getan hast. Das heißt keineswegs, dass Du Dich zu einem egoistischen Monster entwickelst. Vielmehr geht es darum, die richtige Reihenfolge in der Fürsorgekette zu entdecken und einzuhalten.

Es ist wie beim Fliegen

 

Sicherlich kennst Du die Sicherheitsbelehrungen vor einem Flug. Dort wird eindringlich erklärt, dass Du im Fall der Fälle unbedingt zuerst Dir selbst die Sauerstoffmaske anlegst, bevor Du Dich um Kinder oder andere Hilfebedürftige kümmerst. Denn:

Nur, wenn Du gut versorgt bist, kannst Du gut für andere sorgen.

Und genau darum geht es:

In dem Moment, in dem Du Dich hörst, hören Dich alle anderen — auch ohne Worte.

Und jetzt wünsche ich Dir viel Spaß auf dem Flug zu Dir selbst!

Hinterlasse mir gerne einen Kommentar oder Deine Fragen unter diesem Artikel. Ich bin gespannt, von Dir zu hören …

Herzliche Grüße

Deine Susanne